Wanderungen

Wandern in Irland: Glendalough und Wicklow Mountains

So ihr lieben Wanderfreunde. Meine Serie „Wandern in Irland“ geht in die 2. Runde – und dies buchstäblich. Heute möchte ich euch nämlich zwei schöne Rundwanderwege rund um Glendalough vorstellen. Um die 26 Kilometer werden wir dabei zurück legen und zum Schluss bestes Lamm, Ente und Apfel Beeren Crumble genießen. 🙂

Wanderung 1: Von Glendalough zum Glenealo River und dann in die Berge

Diese Wanderung hat es in sich. Tolle Natur, spektakuläre Aussichten, schweißtreibende Aufstiege, Hochgefühle und stundenlange Einsamkeit. Und das alles auf rund 15 Kilometer.

Wir haben diese Wanderroute im Rother Wanderführer* entdeckt. Sie ist als mittelschwer markiert und erfordert mehrere Aufstiege. Der höchste – auf den Mullacor Mountain – beträgt 657 Meter. Im Wanderführer ist das Besucherzentrum von Glendalough als Ausgangspunkt angegeben. Da wir in der Nähe von Laragh übernachtet haben, war es für uns Laragh. Von dort läuft man ca. 20 Minuten zum Glendalough Besucherzentrum. Dank „Napoleon“ liefen wir dorthin nicht entlang der Hauptstraße sondern auf einem schönen Waldweg. Dieser beginnt hinter dem Geschäft „Wooden Mills“ in Richtung Tudor Lodge. Also etwas abseits vom Zentrum.

Glendalough Klosteranlage und Wanderkarte

Im Glendalough Besucherzentrum haben wir uns noch eine Wanderkarte mit 9 Loopwalks gekauft (50 Cent). [Danke für den Tipp an irlanderleben.net] Empfehlenswert für alle die ohne Wanderführer unterwegs sind, da hier schöne Rundwanderwege angegeben sind. Wir haben im Prinzip beide Karten kombiniert.

Nun hatte uns Napoleon noch einen zweiten Tipp gegeben: Wir sollten den Wanderweg nicht an den Treppen beginnen, sondern den Zick-Zack Weg zuerst laufen. Zunächst wussten wir nicht, was das bedeutet, wir haben es aber schnell rausgefunden. In Glendalough besuchten wir zunächst die Klosteranlage. Vormittags ist es hier noch schön leer. Ab ca. 13 Uhr kommt dann der Hauptteil der Tourbusse und es wird voll, voller, am vollsten.

Bei der Klosteranlage beginnen dann auch die ersten Wanderwege von der Glendalough Wanderkarte. Zum Beispiel der um den Lower Lake. Check. Haben wir gemacht. Oder den zum Upper Lake. Check. Auch gemacht. Wir waren ja nicht das erste mal in Glendalough, dennoch ist der Weg zum Upper Lake immer wieder schön. Unser Favourit ist der Holzbohlenweg.

Vom Upper Lake zur Miner’s Village

Am Upper Lake angekommen kann man sich nochmal stärken, Eis essen, Hände waschen usw. Und dann Richtung Zick-Zack Weg laufen, was genau bedeutet nicht den Weg einzuschlagen der zum Poulanass Wasserfall führt, sondern zum alten Mienen Dorf (Miners‘ Village). Vom Upper Lake aus also nach rechts. Es geht ein kurzes Stück hinauf und dann läuft man immer oberhalb des Sees entlang. Eine schöne Route. Nur echt windig. Nach 5 km erreicht man die alte Minenstadt. Hier sind noch ein paar Ruinen von den alten Behausungen der Arbeiter zu sehen.

Vom Miner’s Village hinauf zum Glenealo River

An diesem Punkt drehen viele wieder um und laufen zurück. Das sollte man aber nicht, denn auch wenn der Aufstieg (361 Meter) fies aussieht, er ist klasse und auch nicht allzuschwer zu laufen. Es geht im Zick Zack an einem tollen Wasserlauf hinauf. Der Weg ist abwechslungsreich. Steine, Bohlen, kleine Brücken. Außerdem unzählige Fotomotive. Schon hier konnten wir nicht mehr mit der im Wanderführer angegebenen Wanderzeit mithalten. Anstatt nach 40 Minuten an der Glenealo River Bridge anzukommen, machten wir eher so 60 oder 70 Minuten drauß. (Im Übrigen ging es uns die ganze Reise über so. Wir haben nur einmal die offizielle Wanderzeit unterboten. Und das war auf dem Dingle Way. Wohooo!!!!)

Noch mehr Aufstieg – Zum Spinc

Nach 361 Meter Aufstieg hat man einen tollen Ausblick auf das Tal von Glendalough. Der wird aber sogar noch schöner. Dafür muss man nur den nächsten Aufstieg meistern. Es geht auf Holztreppen und -bohlen weitere 100 Meter nach oben auf den „Spinc“. Auch dieser Weg sieht erstmal fies aus, lässt sich aber prima laufen. Und wie gesagt: Die Aussicht von hier ist spektakulär schön!

Abzweigung zum Mullacor

Wir sind offiziell nun bereits 2,5 Stunden unterwegs. Obwohl es bei uns inzwischen schon ca. 3,5 Stunden waren und wir noch ungefähr 1,5 Stunden für den Abstieg gebraucht hätten, entschieden wir uns an der Gabelung doch dazu unsere geplante Route auf den Mullacor zu laufen. (Ja genau. Wir wollten erst „schummeln“ und doch abkürzen. Aber ich kann ja so schlecht aufgeben und mich selbst an der Nase rumführen.) Also liefen wir weiter. Laut Wanderführer sollte die restliche Route noch 3 Stunden dauern. Das Wetter war gut, das Wasser ausreichend und wir, nach erst 3 Tagen Irland, hochmotiviert. Ab jetzt gab es nur noch uns, die Berge, die Sonne und Schafe. Stopp – es gab auch noch einen Geocache dort oben in den Bergen. Wer den pflegen muss, der tut mir leid. Aber zumindest ist die Aussicht von dort oben klasse. Bis zum Meer kann man blicken. Herrlich.

Dennoch, war der höchste Punkt des Tages noch nicht erreicht. Auf den steuerten wir gerade zu. Kurz vor dem Mullacor endeten die Trampelpfade und Bohlenwege. Ausgewiesen war nun nur noch der Wicklow Way. Wir hingegen mussten uns einen eigenen Pfad auf den Berg bahnen. Dieser Teil der Wanderung war mit Abstand der anstrengendste. Umso schöner wenn man dann unter Beobachtung der Schafe den Gipfel erreicht. Zeit für eine oder zwei ausgelassene 360 Grad Drehungen um mich selbst. Horray!

Anstrengender Abstieg

Ab nun ging es vermehrt bergab. Vor, neben und hinter uns lange Zeit nichts anderes als Berge, sattes Grün, Schafe (die übrigens mit großer Bevorzugung genau auf die Trampelpfade scheißen…) und ein Jogger! Uff. Während wir nach knapp 6 Stunden schon leicht ausgelaugt waren, absolvierte der mal eben einen kurzen Feierabendsprint.

Nachdem wir den Mullacor wieder verlassen hatten, ging es nochmal auf den Derrybawn Mountain. Och nööö. Für heute hatten wir eigentlich genug Anstiege. Aber Derrybawn forderte meine Knie (die inzwischen bei jedem Abstieg ganz schön weh taten) nochmal heraus. Obwohl wir zwischendurch schon mehrfache Abstiege hinter uns gelassen hatten, waren wir noch immer auf 460 Meter Höhe. Nun kam das bittere Ende also auf einen Schlag. Die gesamten 460 Meter mussten an einem Stück  bewältigt werden. Gar nicht lustig, denn es ging ziemlich steil über Stock und Stein. Wir kamen nur recht langsam voran. Bei Regenwetter rate ich von diesem Weg übrigens ab. Er läuft sich so schon schwer. Bei Regen aber bietet jeder Stein eine schöne Rutschvorlage.

Endlich. Nach über 7 Stunden waren wir wieder im Tal. Nun mussten wir zackig zurück nach Laragh. Essen gab es nämlich nur bis 21 Uhr.

Im Restaurant Wicklow Heather gab es dann Entenbrust mit Feigen und Kastanienmus. Super lecker und damit auch mein Restaurant Tipp!

Nach dem Essen wurden wir dann zurück zu unserem B&B gefahren. Das waren immerhin nochmal 2 Kilometer. Unsere Beine ein wenig schwer, unsere Augen glänzten dafür umso mehr. Das fiel auch dem Fahrer auf und meinte: So ist das immer. Die Beine der Wanderer sind schwer und ungelenkig, die Augen aber voller Euphorie. Während die Beine schon schlafen wollen, ist der Kopf voller Energie.

Und so war es auch. Die Wanderung war eine kleine Herausforderung, aber tat dennoch unglaublich gut. Deswegen möchte ich sie euch auch unbedingt ans Herz legen.

Hier nochmal die Eckdaten:

Startpunkt: Glendalough Besucherzentrum oder Laragh.
Kilometer: 14,7 bzw. 16,7 von Laragh.
Dauer: offiziell 5,5 Stunden. Bei uns waren es wohl so um die 7, mit Pausen und Fotostopps. Außerdem haben die vielen Anstiege mehr Zeit gefordert. Zusätzlich noch 1 Stunde von und nach Laragh.
Höchster Aufstieg: 657 Meter. Schwierigkeit: Mittelschwer (Am anstrengensten ist der Aufstieg zum Mullacor)
Proviant nicht vergessen. Vor allem Wasser.

Unsere zweite Wanderung war etwas einfacher aber nicht weniger schön.

Wanderung 2: Von Glendalough zum Glenealo River und zurück ins Tal

Diese Route beginnt genau wie die obige. Sie ändert sich erst ab der Weggabelung auf dem Spinc. Das war der Teil, an dem wir uns entschlossen haben, die große Route durchzuziehen. Eigentlich wollten wir uns ja am nächsten Tag ausruhen, aber da der Weg abwärts an der Gabelung am Vortag so schön aussah, wollten wir ihn unbedingt noch laufen.

Auf der Wicklow Wanderkarte ist es der weiße Weg namens „Spinc and Glenealo Valley“ im Du Mont Wanderführer Tour 2 „Vom Upper Lake ins Glenealotal“. Die Einsamkeit vom Vortag findet man hier nicht mehr. Der Weg ist sehr beliebt. Dafür findet man beinahe durchgehend grandiose Ausblicke ins Tal und viel Freude mit den Echos aus dem Wald.

Der Rundweg ist 9km lang und einfach zu laufen. Besonders dann wenn man „Napoleons“ Rat befolgt und zuerst den Zig Zag Weg läuft. Immerhin muss man auch hier 420 Höhenmeter überwinden. Geht man den Weg nämlich nun andersrum warten unzählige (!) Treppenstufen darauf bezwungen zu werden. 420 hohe Meter lang. Die laufe ich dann doch lieber abwärts.

Am Ende des Rundweges wartet der schöne Poulanass Wasserfall darauf bewundert zu werden. (Und die Mücken warten auf Frischfleisch!! Dadurch wirds dort immerhin nie zu voll. 😉 )

Uns hat auch dieser Weg echt gut gefallen, da er total abwechslungsreich ist.

Und auch hier nochmal die Eckdaten:

Startpunkt: Glendalough Besucherzentrum oder Laragh.
Kilometer: 9 bzw. 11 von Laragh.
Dauer: offiziell 3,5 Stunden. Bei uns waren es wohl so um die 4,5, mit Pausen und Fotostopps. Zusätzlich noch 1 Stunde von und nach Laragh.
Höchster Aufstieg: 420 Meter.
Schwierigkeit: Mittelschwer
Proviant nicht vergessen. Vor allem Wasser.

Zeit für ein Fazit

Wer genügend Reisezeit nach Irland mitbringt, sollte unbedingt 1-3 Tage in Laragh verbringen und wandern was das Zeug hält. Es lohnt sich wirklich. Schon vor 10 Jahren wurde Glendalough zu einem meiner Lieblingsorte in Irland. Nach diesen tollen Wanderungen erst Recht!

Ach und zum Schluss noch mein B&B Tipp: Trooperstown Woodlodge*. Ein wunderschönes B&B mit einer super süßen Gastgeberin. Es liegt knapp 2 km von Laragh entfernt. Da das Frühstück im Wicklow Heather Restaurant serviert wird, gibt es einen Transfer für alle ohne Auto. Die bringen die Gäste Abends auch gern wieder zurück. Wer von Dublin nach Laragh mit dem St. Kevins Bus fährt, kann auch direkt an der Woodlodge ein- und aussteigen. Dazu muss man dem Busfahrer (nur ganz lieb) Bescheid sagen, dann legt er einen extra Stopp ein. Beim dazusteigen einfach Hand raus und winken.

Und nun viel Spaß beim Wandern! 🙂

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