Leben in Irland

Irland – noch immer Anders!

Heute habe ich nach langer Zeit mal wieder in fast schon verblassenden Erinnerungen gekramt. Beinahe 10 Jahre alte E-Mails sind mir dabei zwischen die Finger gekommen. E-Mails an Freunde, die ich während meines Au pair Jahres aus Irland verschickt habe. Und als ich heute so darin las, wurde mir wieder bewusst, wie unterschiedlich diese zwei Länder sind. Das ich damals überhaupt E-Mails schicken konnte, war sowieso ein Wunder.

Als ich 2005 in Irland ankam, gab es zwar Internet auf der schönen grünen Insel, aber noch lange nicht in den gewöhnlichen Haushalten. Meine Gastfamilie war ja schon wegen meiner sehr einfachen Digitalkamera total aus dem Häuschen. Wie, ich konnte Fotos schießen und sie direkt angucken, geschweige denn sogar nach 2 Tagen schon auf Papier in den Händen halten? Unfassbar. Und wenn meine Gastfamilie noch nicht mal eine Digitalkamera kannte, gab es wenig Hoffnung für mich, dass sie schon einmal etwas vom Internet gehört hatten. Also zog es mich 1-2 Mal die Woche in ein Internet Café oder in die örtliche Bibliothek, da gabs maximal 1 Stunde pro Tag Zugang zum Netz.

Und da teilte ich dann all die kleinen und großen Geheimnisse mit meinen Lieben zu Hause. Und hiermit geht „Irland – Irgendwie anders“ in die zweite Runde! 🙂  (Hier gelangst du übrigens zu Teil 1)

1. Es lebe das Takeaway!

Inzwischen ist es ja seit langem auch in Deutschland in Allermunde. Das Take Away Menü oder der Cafe to go (oder gern auch togo). Während man hier bei uns meist wirklich unterwegs isst oder von irgendwo kommt und es sich mit dem „Mitnehm-Essen“ zuhause gemütlich machen will, schmeißt man sich in Irland extra in die schönsten Klamotten, springt dann ins Auto, fährt los, wartet auf das Essen und fährt dann wieder zurück. Wie oft ich mir damals dachte: warum bleiben wir dann nicht eigentlich gleich hier und essen vor Ort, konnte ich irgendwann nicht mehr zählen.

2. In Irland fehlt es an allerlei (deutschen Grund) Nahrungsmitteln

Habt ihr schon mal einen richtigen Hieper auf Fisch in Tomate, Mischbrot oder ner ordentlichen Sauce zu den Kartoffeln gehabt? Und andersrum gefragt: Schon mal Pommes mit Essig oder Blutwurst zum Frühstück gegessen? Die Kulturunterschiede fangen in Irland schon beim Essen an. Und wer meint, wir wären eine Kartoffelnation, hatte Irland bislang nicht auf dem Schirm. Schlimmerweise gibt es aber zuhauf – und ich glaube das liegt noch heute im Trend – Babypotatoes. Tagein, tagaus.

Und da die deutschen und irischen Geschmacksknospen sich doch in vielen Dingen unterscheiden (süßes Popkorn war laut meinen Gastkindern z.B. „absolut abstoßend“, Saucen zum Essen „ganz widerlich“ und Mischbrot, das sei sowieso das letzte auf Erden was sie essen würden), musste der Besuch aus der Heimat mir immer was schönes mitbringen.

Hier mal eine Wunschliste, die ich heute in meinen alten E-Mails gefunden habe:

Krümeltee (Zitronengeschmack) Fisch in Tomate (Heringsfilet in Tomatensauce) Mischbrot Käse!!! Leberwurst Salami MAOAM Salzstangen Fix für Brathänchen und Nudel Schinken Gratin (gut..das könnte ich heute auch selbst kochen) Puddingpulver

Interessant war außerdem auch noch, dass ich mir einen karierten Block gewünscht habe.

Damit sind wir bei Punkt 3.

3. In Irland gibt es keine karierten Blätter

Und so werden die Mathehausaufgaben tatsächlich auf linierten Papier durchgeführt. Ehrlich, das geht doch nicht. Oder doch? Ist unser kariertes Papier tatsächlich Ausdruck von Perfektion?

Wenn wir schon dabei sind:

Punkt Nummer 4. Die Zahlen

Es hat ein wenig gedauert bis ich rausgefunden habe, dass die irische Sieben keine deutsche Eins ist und die irische Eins nicht ein wahlloser Strich ist. Was mein Gastvater über meine 7 mit dem Strich mittendrin dachte, weiß ich nicht. Vielleicht dachte er ich hätte die „Eins“ wieder durchgestrichen, weil ich mich verschrieben habe. Fakt ist jedoch wir haben am Anfang beide die falschen Nummern gewählt. 🙂

5. In Irland grüßt man sich, auch wenn man sich nicht kennt.

Das ist ein absolutes Muss! Man kann es auch für oberflächlich halten, aber ganz ehrlich: Die Iren sind einfach echt freundlich und generell immer für einen Plausch zu haben. Und ich finde es 10 Mal schöner von einem Fremden gegrüßt, als von ihm angepöbelt zu werden. Leider passiert das – zumindest in Berlin – viel öfter, als man es sich vorstellen kann. Darum: Ein Hoch aufs tägliche Grüßen (des Murmeltiers).

6. Irische Wäsche trocknet auch im Regen.

Ist ja wohl klar – oder warum holt sie sonst nie jemand rein? (Warum hängt man sie bei der hohen Regenwahrscheinlichkeit überhaupt draußen auf, könnte man sich auch fragen, sollte man aber nicht. Ist halt so! Bloß nicht anfangen sowas zu hinterfragen. Es macht ja doch keinen Sinn. 🙂 )

7. Bushaltestellen

Wenn du nicht gerade in Dublin bist – und selbst da kann es passieren – gib es auf, in Irland wirst du selten Bushaltestellen finden. Stattdessen heißen die Stationen (natürlich ohne Durchsage) Tulip Hotel, Black Bull Inn oder auch second roundabout with the green house in the middle of nowhere (oder so ähnlich 🙂 )

8. Achtung! Half nine ist nicht halb neun und five-ish ist nicht 5 Uhr.

Das die Iren nicht so pünktlich und genau sind, ist wahrscheinlich kein Geheimnis mehr. Und ganz ehrlich? Ich habe es auch mit der Unpünktlichkeit und der Lari-Fari Einstellung richtig gut in Irland ausgehalten. Vielleicht auch gerade deshalb. 😉 Aber das half nine 9:30 Uhr und nicht halb 9 ist, muss man auch erstmal wissen (oder „schmerzlich“ lernen). Und das five-ish irgendwas um 5 rum ist auch. Also im Zweifelsfall auch 5 nach 7 und nur im seltesten Fall etwas, dass zwischen 17:00 Uhr und 17:59 Uhr liegt.

9. Schalter für die Schalter für die Schalter (…)

Bevor ihr das Licht im Haus zum Leuchten bringt, ihr den Strom nutzen könnt oder die Suppe auf dem Herd zum köcheln bringen wollt, ist Schalter suchen angesagt. Die Steckdosen müssen sozusagen erstmal aktiviert werden. [Danke an 18CaratTrash]

Ach und übrigens, weil es mir beim letzten Urlaub in Irland passiert ist, solltet ihr im Hotel den Fön suchen, sucht bitte bloß nicht im Bad, wo man ihn erwarten könnte. Schaut stattdessen mal in die Schreibtischschublade, dann erspart ihr euch, (nicht so wie ich) den Anruf an der Rezeption. Zumindest habe ich dann aber den Schalter zum Stom anmachen gefunden. Immerhin. 🙂

In diesem Sinne: Viel Spaß auf der etwas anderen, so liebenswürdigen Insel!

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