Wanderungen

Wandern in Irland: Dingle Way – Dingle-Dunquin

Es war der Tag an dem der irische Wetterbericht eine 1A Prognose gestellt hat. Er versprach uns neben gelegentlichem Tröppeln ab 16:00 / 17:00 Uhr einen richtig schönen Regen. Und er hatte nicht zu viel versprochen. Es war 15:59 Uhr – wir haben noch knapp 4,5 km Wanderstrecke vor uns und es pisst aus allen Wolken. Es war das erste Mal in Irland, dass ich ein bißchen auf die Touris mit Mietwagen neidisch war. Aber das war am Ende doch nur ganz kurz, denn dieses Gefühl an der rauen Atlantikküste gegen den Wind, gegen den klatschenden Regen anzulaufen war Wahnsinn!

Start der 7 Stunden Wanderung

Begonnen hat dieser Tag mit einem typisch-irischen Frühstück im B&B unseres Vetrauens (oder so ähnlich..zumindest vertrauten wir der Gastgeberin unsere großen Rucksäcke an und brachen nur mit Tagesrucksack auf). Unsere knapp 20 Kilometer Wanderung von Dingle nach Dunquin war mit einer Dauer von 7 Stunden angesetzt. Wir mussten also zwischen 9 und 10 Uhr aus dem Haus um Dunqiun noch vor dem großen Regen zu erreichen. Unsere Gastgeberin fragte uns nochmal ob wir das echt durchziehen wollen, bei der Wetterprognose? Aber wir wollten. Auf diese Wanderung, die Teil des 179 Kilometer langen Dingle Wanderwegs ist, habe ich mich schon vor dem Urlaub tierisch gefreut. Es hieß, dass es die schönste Strecke des Wanderweges ist.

So zogen wir also los. Bepackt mit Proviant, GPS Gerät und Regenjacken.

Der erste Teil der Strecke führte uns durch die Stadt, raus auf einen Schotterweg. Immer gut ausgeschildert mit dem gelben Rucksackwanderer. (Das würde noch wichtig werden!) Auf diesem Teil des Weges hat man tolle Aus/Einblicke ins Landesinnere. Die vielen Felder in Tausend Grüntonen reihen sich aneinander. Dazwischen immer wieder mal ein Haus und Kühe – Kühe – Kühe. Wir trafen u.a. auf Kuh Nr. 59.

Aller Anfang ist schwer – wir haben uns verlaufen

Wir folgten dem Weg ein paar Kilometer. Irgendwann verloren wir dann aber das gelbe normale Männchen und trafen stattdessen auf eines mit Zipfelmütze.  Mhm. Das dürfte nicht sein. Außerdem wurde ich mißtrauisch als ich „unter uns“ den Strand sah, an dem WIR doch aber JETZT gerade LANGLAUFEN sollten. Andi checkte sein GPS und wir stießen dann auf ein Kommunikationsproblem. Während er dachte, wir würden den schnellsten Weg nach Dunquin nehmen wollen (Landeinwärts, 14,5 km), ging es mir ja doch eher um „Der Weg ist das Ziel“ – und der sollte ja ziemlich schön sein, dort unten am Meer lang. Naja. Nicht schlimm. Nachdem das geklärt war, versuchten wir das gelbe normale Männchen wieder zu finden. Wir liefen runter Richtung Stadt und damit genau in blödes Regengetröppel.

Ah. Da vorne an der Straße waren 2 Iren beim Hausbauen. Die quatschen wir mal an, wo wir wieder auf den richtigen Weg kommen.

Erste Reaktion: Was? Ihr wollt bei dem Wetter nach Dunquin?

Ich: Ja, ja..wollen wir. Wo ist der Weg?

Er: Kann sein dort. Oder wieder die Straße zurück

Ich denke: (Och nööö…komm schon).

Er: Also geht doch dahinten mal bis zur Kirche. Da ist n Pub.

Ich denke: Ja ganz klar. Wenn da ne Kirche ist, MUSS da ja auch ein Pub sein. (Kein Pub ohne Kirche, keine Kirche ohne Pub in Irland.)

Er: Geht mal lieber in den Pub.

Ich: Ja super danke. Da gehen wir mal hin und schauen von dort weiter.

Es tröppelt doller und die Idee mit dem Pub ist gut. Vielleicht zieht der Regen ja weiter.

Wir kommen in den Pub (Paidi O Séas), fragen nach heißer Schokolade, ernten n Fragezeichen im Gesicht des Kellners und bestellen dann doch ein Bulmers (Irish Cider).

Wieder auf Kurs: Strand von Ventry

In der Zwischenzeit zieht sich Andi den GPS Track vom Dingle Way (bzw. von unserem Abschnitt) aufs GPS Gerät. Als wir wieder aus dem Pub kommen, sind die Tröppels weg und wir sehen wie nahe wir dem Ziel sind: Direkt neben dem Pub führt eine Straße runter zum Strand.

Und da treffen wir auch endlich wieder auf unser gelbes Wandermännchen. Super. Wir folgen dem Strand von Ventry und finden richtig tolle Muscheln.

Am Ende des Strandes geht es über zwei kleine Brücken – dort wo sich zum Meer hin kleine Flüsse gebildet haben. Es folgt ein kurzer Asphaltweg und dann ein richtig verwilderter Weg. Ach ist das alles schön. Nur wir und die Natur. Das Beste aber sollte noch kommen: Einige Kilometer auf dem Berg entlang mit stetigem Blick auf den Atlantik. Bevor es soweit war, mussten wir aber nochmal auf der Hauptstraße (Slea Head Road) entlanglaufen. Nicht ganz so schön, dafür ist man aber richtig dicht am Atlantik dran. Und der war schon recht rau zu diesem Zeitpunkt. Klasse!

Ab in die Berge – Highlight der Dingle Wanderung

Endlich können wir links einbiegen und 370 Meter hoch in die Berge laufen. Hunde sind hier übrigens verboten. Wahrscheinlich aufgrund der wirklich vielen Schafe auf dem 7 km langen Abschnitt bis Dunquin. Diese restlichen Kilometer waren mein absolutes Highlight auf unserer Wanderung. Nicht nur der Ausblick war atemberaubend, sondern auch die Strecke an sich. Der Weg ist gesäumt von einer schönen Steinmauer. Überall lungern Schafe rum. Dann trifft man wieder auf kleine Bachläufe, Mini-Wasserfälle, wilde Blumen und wenn man will kann man auch die Wolken anfassen. Zumindest hingen sie an unserem wettertechnisch nicht so optimalen Tag recht tief in den Bergen.

Slea Head – im Peitscheregen

Ja. Apropros nicht optimal. Es war nun 15:59 Uhr und die eben noch so romantischen Wolken, taten was der Wetterbericht von ihnen verlangte und schifften sich aus. Und wir mitten drin. Unsere Regenjacken durften nun mal zeigen was sie drauf hatten. Als wir endlich den Abstieg erreichten, gab es Grund zur Freude. Wir sahen die – wie gemalte – Landzunge Slea Head. Und da standen sie dann auch schon. Die Mietwagentouristen, die kurz mal (mit Regenschirm) ne Minute anhalten, n Foto machen und dann wieder ins trockene Auto steigen. (Vor dem Einstieg schauten sie uns aber noch ganz mitleidig an – wir waren immerhin nass wie die Pudel).  Aber wir standen da stolz wie Bolle. 18 Kilometer hatten wir schon hinter uns gelassen und tollste Ausblicke genossen. Nun waren wir in Dunquin. Die letzten 2 Kilometer bis zur Unterkunft kämpften wir gegen den Sturm an. Obwohl wir echt durchnässt waren, war es unglaublich diesen rauen und wilden Atlantik zu erleben. Das Meer toste. Der Wind peitschte. Rau und ursprünglich. So liebe ich Irland!

Ankunft im B&B

Nach 6 Stunden und knapp 45 Minuten (Juhhuuuuu. wir haben echt mal ne Wanderung unter der Durchschnittszeit geschafft) erreichten wir unser B&B An Portan Guesthouse. Was meint ihr wie froh wir waren, dass es dort eine Heizung gab, die funktionierte! Wir waren nämlich bis auf die Knochen nass. Also erstmal Klamotten über und auf der Heizung aufhängen, unter die Dusche, dann ins Bettchen kuscheln und irgendwann Andis Jeans trocken föhnen. Sparsam wie er manchmal (meistens) mit der Ausstattung unseres Rucksacks ist (jeder Kaugummi, jede Kopfschmerztablette ist ein Gramm zu viel aufm Rücken. hahaha), hat er sich (trotz meines Ratschlags!) weder ein Wechsel T-Shirt noch eine Wechselhose mitgenommen.  Und drunter leiden musste ich dann. 😉 Damit wir überhaupt noch was essen konnten (und wir hatten riesigen Hunger) musste er sich ja irgendwas anziehen. Also saß ich da und föhnte 30 Minuten seine Klamotten trocken.

Gegessen haben wir dann im Guesthouse. Obwohl die Karte nur 3 Hauptgerichte, 2 Vorspeisen und 2 Nachspeisen hergab, war es super lecker. Für Andi gab es Lachs, für mich Steak. Wir hatten einen schönen Tisch am Fenster und konnten so den fiesen Sturm draußen beobachten.

Aber sollte er doch stürmen. Wir hatten eine traumhafte Wanderung hinter uns und freuten uns am nächsten Tag Dunquins Highlights zu entdecken. Aber das ist eine andere Geschichte. 🙂

Rückweg nach Dingle Town

Von Dunquin aus sind wir am nächsten Tag übrigens mit einem Taxi zurück nach Dingle gefahren. Es gibt auf dem ganzen Dingle Way Festpreise für die Fahrten. Wer zum Beispiel den Dingle Way komplett laufen möchte und den großen Rucksack (oder Koffer) nicht mitschleppen will, kann ihn von Ort zu Ort mit dem Taxi direkt zur nächsten Unterkunft kutschieren lassen.

Die Strecke Dunquin-Dingle kostet 20 Euro. Wir haben uns in der Unterkunft eine Visitenkarte von einem Fahrer geben lassen und diesen dann am Nachmittag angerufen. Er war extrem flexibel. Ich wollte ihm (typisch Deutsch-Tugendhaft) schon eine Vorlaufzeit von 1,5 Stunden geben, aber er meinte nur: Ach ruft einfach dann an, wenn ihr soweit seid und ich bin in 10 Minuten da. Wir haben uns dann irgendwo im Nirgendwo abholen lassen und fuhren glücklich, stolz und zufrieden zurück nach Dingle.

Unsere B&B Gastgeberin war vielleicht auch ein bißchen stolz auf uns, sie erzählte nämlich bei unserer Ankunft allen anderen Gästen, dass wir die 20 km Dingle Way (im Peitsche-Regen) gelaufen sind. Ja. Sind wir und es war super!

Hier nochmal die Eckdaten:

Startpunkt: Dingle Town
Kilometer: 20 km – Der Abschnitt von Dingle bis Dunquin gehört zum Dingle Way, der insgesamt 179 km lang ist und sich in 8-9 Tagen laufen lässt. Mehr Infos dazu gibt es hier (auf Englisch): http://www.dingleway.com/
Dauer: 7  Stunden
Höchster Aufstieg: 370  Meter.
Schwierigkeit: Moderat
Proviant nicht vergessen. Vor allem Wasser. Unterkunft am Besten vorher buchen. Bargeld mitnehmen, wenn ihr in Dunquin noch auf die Blasket Islands fahren möchtet. Rückfahrt: Mit ortsansässigen Fahrern. In den Unterkünften gibt es die Telefonnummern. Wir sind mit Kearney Cabs zurückgefahren. Tel: +353 87 933 22 64 Unterkunft: Meine Empfehlung: An Portan Guesthouse

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